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Torchlight

Fackelt lange

Wie Kamelle zu Karneval fliegt euch Ausrüstung um die Ohren, was einerseits unglaublich motivierend ist. Andererseits könnte die schnelle und beiläufige Vergänglichkeit von einstmals ultimativen Lieblings-Ausrüstungsgegenständen Leute, die sich oft mit Sinnfragen quälen, in eine tiefe Krise stürzen. Alle anderen schütteln in den wenigen lichten Momenten, die ihnen das Spiel lässt, kurz den Kopf über die vermeintliche Sinnlosigkeit - betätigen dann die Spülung, waschen sich die Hände und kehren an den Rechner zurück.

Im Laufe seiner 15 - 20 Stunden dauernden Kampagne macht Torchlight einfach zu vieles richtig, als dass man dem Spiel das beinahe lasterhafte Item-Bombardement übel nehmen würde. Die Charakterprogression der drei Grundklassen ist unglaublich simpel, sorgt mit Skilltrees in wiederum drei Subkategorien aber für einige Motivation, ohne dem Spiel im Wege zu stehen. Dabei ergänzen die eigentlichen Fähigkeiten das Repertoire an Kampfbewegungen und Zaubern in einfachem, aber sinnvollem Maße und werten das Kampfgeschehen auch optisch durch schicke Effekte auf. Allerdings sollte gesagt sein, dass das Spiel auf der Standardeinstellung ein wenig zu einfach ist, was den Gedanken, durch optimale Abstimmung von Ausrüstung und Fähigkeiten zum Ziel zu gelangen, ein bisschen untergräbt. Zum Glück lässt sich der Schwierigkeitsgrad recht fein justieren.

In einem Spiel, das zu einer guten Portion im Inventar stattfindet, ist eine gute Loot-Verwaltung unerlässlich. Und hier kann Torchlight durchaus punkten. Für meinen Geschmack ist die Tasche des Helden zwar ein wenig zu klein, der tierische Sidekick, den einem das Spiel zur Seite stellt, ist aber ein echter Kunstgriff. Auf einen Klick flitzt der Pelzkrieger los, um Items für euch einzusammeln. Ihr dürft ihn sogar mit all dem Ramsch, den ihr nicht braucht und der nur wertvollen Inventarplatz belegt, zurück nach Torchlight schicken, um den Krempel in Bares umzumünzen.

Leider watzt der kleine Racker nicht in Richtung eurer Kisten, um Items, mit denen man aufgrund eines zu niedrigen Levels noch nichts anfangen kann, für später aufzuheben. Ich persönlich war außerdem kein Freund von der Tatsache, dass selbst die persönlichen Kisten zur Item-Aufbewahrung eine begrenzte Slotzahl haben, aber ich kann mich auch immer schlecht von Dingen trennen.

Zurück zum Haustier. Das levelt fleißig mit, verfügt ebenfalls über drei Slots für Ausrüstungsgegenstände, darf sogar Zauber erlernen (immer zwei zur gleichen Zeit) und selbstständig wirken. So leistet das Biest auch im Kampf gute Dienste. An einigen Wasserlöchern in den Dungeons dürft ihr außerdem eure Angel herausholen und dem Sidekick einen fischigen Snack fangen. Die unterschiedlichen Wasserbewohner wirken diverse Effekte auf euren Begleiter und können ihn zum Beispiel für begrenzte Zeit in eine andere Lebensform transformieren.

Was neben der Sehnenscheiden-Partie eurer Maushand wirklich schmerzt, ist der fehlende Mehrspieler-Modus. Sich kooperativ und Items tauschend durch die Dungeons zu schlagen, sollte seit Diablo 2 doch zum guten Ton gehören. Immerhin will Runic hier in Zukunft Abhilfe schaffen und das Spiel stetig um neue Komponenten erweitern. Zum Preis von nur 16 Euro werde ich dem über Steam veröffentlichten Titel diesen mittelfristigen Lapsus also sicher nicht allzu übel nehmen.

Leute, die in der Wartezeit auf Diablo 3 schon mehrere Satz Fingernägel haben lassen müssen, wähnen sich nämlich trotzdem beinahe im siebten Himmel. Das hier ist der schnelle, direkte Action-Rolli, den sie sich schon lange wünschen. Und er sieht mit seiner farbenfrohen Comic-Optik auch noch gut aus.

Andere wiederum könnten ein kleines Problem damit haben, dass es sich bei Torchlight um ein Spiel handelt, in dem die einzigen maßgeblichen Ereignisse eure viel zu schnell vergessenen Freudentaumel über ein neues Unique sind. Alles andere ist nur Mittel zum Zweck. Bunt glitzernde, blutende Staffage in Leveln, die fast ausschließlich existieren, um dem ganzen Loot einen Boden zu geben auf dem es droppen kann. Bis man das merkt, ist es allerdings schon zu spät. Man ist drinnen und kommt so bald nicht mehr raus. Im doppelten Wortsinne.

Sagt eure Verabredungen für das Wochenende ab. Ihr werdet nicht hingehen.

Dank guter Skalierbarkeit und sogar einem "Netbook-Modus" entfaltet Torchlight auch auf schwächeren Rechnern sein volles Suchtpotential.

8 / 10

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In diesem artikel

Torchlight

Xbox 360, PC

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Über den Autor
Alexander Bohn-Elias Avatar

Alexander Bohn-Elias

Stellv. Chefredakteur

Alex schreibt seit über 20 Jahren über Spiele und war von Beginn an bei Eurogamer.de dabei. Er mag Highsmith-Romane, seinen Amiga 1200 und Tier-Dokus ohne Vögel.

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